EINE GESCHICHTE DER ZUFLUCHT FÜR WISSENSCHAFTLER*INNEN
Obwohl die Zahl der Wissenschaftler*innen und Intellektuellen, die im 19. Jahrhundert ins Exil gingen, begrenzt war, führte der Erste Weltkrieg zur Zwangsumsiedlung von Bevölkerungsgruppen, die Opfer von Konflikten oder neuen Regimen wurden, sowie zur Neuziehung der territorialen Grenzen. Mit dem Einmarsch der deutschen Armee in Belgien wurden die Sorbonne (Frankreich) und die die Universität von Cambridge (Großbritannien) belgischen Akademiker*innen und Studierenden Zuflucht. In diesem Zusammenhang wurden spezialisierte internationale Strukturen geschaffen, wie das Amt des Hochkommissars für russische Flüchtlinge (1921), welches ein Aufnahmesystem auf der Grundlage von Nationalitäten einrichtete. 1971 ratifizierte Frankreich die New Yorker Konvention, die auch als Bellagio-Konvention bekannt ist, die einen Wendepunkt in der weltweiten Anerkennung des Flüchtlingsstatus markierte. Obwohl die autoritären Regime in Ost- und Südeuropa langfristig weiterhin für die erzwungene Migration verantwortlich waren, nahm Frankreich in dieser Zeit eine große Zahl von außereuropäischen Exilanten auf, die vor Kriegen und Diktaturen flohen. Dazu gehörten auch Akademiker*innen aus Lateinamerika und Vietnam. Die Ausstellung beginnt mit dem Porträt eines uruguayischen Biologen, der 1976 nach Frankreich kam und nach der Wiederherstellung der Demokratie nach Montevideo zurückkehrte, um am Wiederaufbau der Universität mitzuwirken. Andere sind zurückgeblieben und haben Familien gegründet. Die Tochter eines chilenischen Flüchtlings lässt uns einige Facetten dieser Vergangenheit wieder lebendig werden. Leider erinnern die aktuellen Gefahren an diese Geschichten.